
Hochsensibilität
Jeder Mensch kommt mit einem einzigartigen Temperament auf die Welt. Wenn wir erwachsen sind, wird es sehr viel schwieriger zu unterscheiden, was angeboren und was durch die Erziehung auf uns gekommen ist. Das Konzept der Hochsensibilität geht auf die Forschungsarbeiten von Elaine Aron, eine amerikanische Psychologin, zurück. Circa 20% der Bevölkerung fallen unter diese Definition. Hochsensible Menschen nehmen Feinheiten intensiver war, leiden mehr als andere, wenn sie starken Reizen ausgesetzt sind, zum Beispiel lauten Geräuschen, dem Trubel in Einkaufszentren, Temperaturextremen, oder langen Tagen mit zu vielen Eindrücken.
Diese starken emotionalen Reaktionen führen dazu, dass diese Menschen oft längere Erholungsphasen brauchen. Personen mit einer solchen Ausstattung sind oft sehr umsichtig, haben eine gute Beobachtungsgabe, nehmen ihre Mitmenschen sehr feinfühlig wahr, machen sich viele Gedanken über das, was sie sehen und erleben und können sehr in der Verarbeitung in die Tiefe gehen. 70% von ihnen sind hochsensibel und introvertiert, 30 % circa sozial extrovertiert. Hochsensible Menschen sind, bei einer schwierigen Kindheit, anfälliger für Depression, Angst und Schüchternheit als Nicht-Hochsensible. Sie glauben oft an eine Störung, auch wenn sie gar keine haben. Sie verstehen sich oft selbst nicht und kommen deshalb häufig mit der Frage, warum sie anscheinend so anders sind, zur Behandlung. Wichtig ist, dieses Merkmal zu erkennen, zu verstehen und zu lernen damit umzugehen, und dann die Vorzüge wahrzunehmen. Zu hören, dass dieses Merkmal angeboren ist, sich wie die Augenfarbe auch nicht wirklich verändern lässt.Menschen mit dem Merkmal Hochsensibilität profitieren nach aktuellen Forschungsergebnissen ganz besonders von einer Therapie und können ihr Potenzial in einer Umgebung von Ermutigung und Akzeptanz erkennen und lernen auszudrücken. So kann man auch lernen, die eigene Verletzlichkeit in eine Empfänglichkeit für all das Gute in der Umgebung und in sich selbst zu transformieren. Hochsensible Menschen können sehr gut mitschwingen, spüren aber oft die Gefühle Anderer besser als die eigenen.
Hochsensibilität benutze ich hier als Synonym für Sensibilität und Sensory Processing sensitivity (übersetzt: Hochsensibilität in der Sinnesverarbeitung), und genau das liegt diesem Merkmal auch zugrunde: ein hohes Maß an Stimulation führt zu einem hohen Erregungsniveau. Das hohe Erregungsniveau verursacht bei jedem Menschen Unbehagen und eine Leistungsverschlechterung, die wiederum zu Verwirrtheit oder Schwierigkeiten beim Ausdruck von Gedanken führen können. Häufig gibt es eine Aktivierungssteigerung des sympathischen Nervensystems, eine erhöhte Herzfrequenz . Menschen, die in vielen Situationen sich leicht überstimuliert oder übererregt fühlen, sind wahrscheinlich hochsensibel. Hochsensible sind sehr pflichtbewusst, was dazu führt, dass sie oft über ihre eigenen Grenzen gehen und erst Hilfe suchen, wenn sie sich völlig überlastet fühlen und ihre Leistungsfähigkeit in Beruf und Familie nicht mehr aufrecht halten können.
Sie können anhand von zahlreichen Fragebögen (Aron, R. Sellin) schon zu einer ersten Selbsteinschätzung kommen.
Bei Ängsten und Depressionen kann man dann besser unterscheiden, wodurch solche Symptome ausgelöst bzw. mit bedingt sind und so ein sehr viel präziseres Behandlungskonzept entwickeln. Wer sich selbst mit diesem Temperament besser versteht, kann lernen damit umzugehen und die vielen Vorteile für sich und andere nutzen.
Mehr zum Thema unter: www.hsperson.com
Fragebogen zur Selbsteinschätzung: www. hochsensitive.wordpress.com/tests/